20. März 1946: Englischer Kommandant gibt die Erlaubnis zur Gründung eines CDU Verbandes in Erkelenz

Von Karl-Josef Nießen
Im Februar 1945 wurde die Stadt Erkelenz durch verheerende Bombenangriffe wie dem Erdboden gleichgemacht, aber das Ende des furchtbaren Zweiten Weltkrieges
zeichnete sich ab: Am 8. Mai war es so weit, die Kapitulation vollzogen. Es begann der mühselige Wiederaufbau. Das „Wirtschaftswunder“ sollte eher eintreten, als
kühnste Optimisten es wohl je erträumt hatten.

Und kurz nach dem Kriegsende schlug die Geburtsstunde für die Christlich-Demokratische Union Deutschlands. Der nordrhein-westfälische Landesvorsitzende Norbert Blüm schrieb am 1. August 1995 in seiner Einladung an die Gründungsmitglieder der CDU NRW zu einer Jubiläumsveranstaltung am 2. September 1995 in Bochum unter anderem: „Im Juni hat die CDU Deutschlands ihr 50-jähriges Bestehen gefeiert. Ein besonderer Gedenktag für uns alle. 50 Jahre CDU – das ist Geschichte einer christlichen und demokratischen Volkspartei und ihrer Vereinigungen, die es wie keine zweite verstanden hat, alle Kräfte unseres Gemeinwesens miteinander zu vereinen und entscheidend den Wiederbeginn nach 1945 zu prägen.“

Und als der CDU-Kreisverband Heinsberg im Juli vergangenen Jahres sich zu einem Festakt anlässlich des 50-jährigen versammelte, standen auf der Liste der
Goldjubilare auch Erkelenzer mit dem Eintrittsjahr 1945, unter anderem Maria und Josef Rick, Matthias Scherer und Friedrich Mommertz. Letztgenannter hielt schon
vor einiger Zeit einige wichtige Fakten zur Gründung der Erkelenzer CDU schriftlich fest.

Danach fanden sich im Herbst 1945 einige Herren aus Erkelenz auf Veranlassung von Reinhold Klügel – dieser Name taucht immer wieder auf, wenn es um die
Anfangszeit der Erkelenzer CDU geht, Reinhold Klügel war sozusagen der „Motor“ – zusammen, um die Gründung der CDU in Erkelenz vorzubereiten. An der Besprechung nahmen teil: Reinhold Klügel, Heinrich Sieben, Gottfried Mackenstein und Friedrich Mommertz.

Bei dieser Zusammenkunft beriet man über die sachlich-organisatorische Form der Gründung. Reinhold Klügel hatte bereits einige Auskünfte von der CDU Mönchengladbach eingeholt. Bürgermeister Heinrich Sieben wollte anschließend beim englischen Kommandanten (dieser saß in Haus Hall in Ratheim, siehe auch
Gründungserlaubnis an anderer Stelle) vorstellig werden, um die erforderlichen Bestimmungen und Formalitäten zur Gründung der Partei zu erhalten.

Weiterhin wurde beschlossen, einen größeren Kreis von interessierten Leuten für die CDU zu werben und damit die Partei in Erkelenz aufzubauen. In Erkelenz begann die Mitgliederwerbung. Kurze Zeit nach dieser Zusammenkunft erklärte Reinhold Klügel bei einem weiteren Treffen unter den oben aufgeführten Männern der ersten Stunde, dass man sich auch im Raum Hückelhoven und Ratheim um Mitstreiter und Mitarbeiter bemühen sollte. Er selbst kenne in diesem Raum einige Mitbürger, die nach Rücksprache ihre Bereitschaft zum Mittun angekündigt hatten.

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Bomben und Granaten zerstören im Februar 1945 das Kirchenschiff aus dem Jahre
1418.

Foto: Stadtarchiv Erkelenz

Bürgermeister Heinrich Sieben (CDU)

Bürgermeister Heinrich Sieben erklärte, dass er ebenfalls schon daran gedacht und aus diesem Grunde den Herrn Bossmann aus Ratheim veranlasst habe, in Ratheim für die CDU zu werben und dort eine Ortsgruppe zu bilden. Daraufhin setzte sich Bossmann Ende 1945 mit Joseph Sommer, damals noch in Ratheim wohnhaft, in Verbindung, und es kam am Dreikönigstag 1946 (6. Januar) zu einer bekannten Zusammenkunft in der Sakristei der Hückelhovener St.-Barbara-Pfarrkirche. Das Ergebnis teilte Joseph Sommer dem CDU-Landesgeschäftsführer Dr. Schreiber in Köln mit, der Sommer antwortete, dass Reinhold Klügel aus Erkelenz bereits schon früher die erforderlichen ersten Schritte zur Bildung der örtlichen CDU getan habe.

Schließlich wurde am 23. Februar 1946 in Erkelenz im Lokal Theissen eine Versammlung einberufen, bei der vermutlich letztendlich der Beschluss zur Gründung des CDU-Ortsverbandes Erkelenz gefasst wurde. Mit Schreiben vom 20. März 1946 wurde der Gründung durch den englischen Kommandanten zugestimmt.

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Hiermit wird von der Militärregierung die Erlaubnis erteilt zur Bildung einer
politischen Partei in Erkelenz, Landkreis Erkelenz, mit dem Namen „Die
Christlich-Demokratische Union“ („the Christian Democratic Union Party“)
gemäß den Bedingungen eines Antrags, datiert vom 2. März 46, und mit striktem
Gehorsam untergeordnet den Bestimmungen der Militärregierung, Verordnung
Nummern 10 & 12.
Das Büro/ Die Niederlassung der oben genannten Partei ist Erkelenz.
Datum 20. März 1946

Leider ist aus der Anfangszeit des CDU-Ortsverbandes nur wenig Protokollarisches erhalten geblieben. Vielleicht wurde auch gar nicht so viel schriftlich festgehalten, wie dies heute der Fall ist. Auch nur allzu verständlich, denn in den ersten Jahren nach dem Krieg hatten die Bürger andere Sorgen. Reinhold Klügel hielt einmal 1946 handschriftlich die erste Mitgliederliste der Erkelenzer CDU-Ortspartei fest (siehe an anderer Stelle).

Erster Vorsitzender im Jahr 1946 war vermutlich Bürgermeister Heinrich Sieben. Anschließend bekleidete Ernst Deider das Amt des Vorsitzenden. Im Jahr 1952
wurde Joseph Sommer nach dem Ausscheiden von Ernst Deider vom Kreisparteivorstand kommissarisch als Vorsitzender eingesetzt. Im Jahr 1956 erscheint Josef Dohmen auf der Liste der Vorsitzenden, am 9. Dezember 1965 wieder Joseph Sommer. Ihm sollten Engelbert Schmitz, Friedbert Haak (ab 8. Juli 1975), Willy Stein (ab 25. Februar 1980), Paul Rögels (ab 14. November 1985 bis 10. Dezember 1994) und der heutige Vorsitzende Dr. Gerd Hachen (ab 10. Dezember 1994) folgen.

Viele haben in den 50 Jahren CDU-Ortsverband Erkelenz engagiert mitgearbeitet. Stellvertretend für alle ein Zitat von Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl auf der Urkunde, die Matthias Scherer anlässlich 50-jähriger Mitgliedschaft in der CDU erhielt: „Wir können stolz sein auf dieses Deutschland, das aus den Trümmern des Jahres 1945 entstanden ist. Und wir können stolz sein darauf, dass wir, die CDU, dieses Deutschland maßgeblich gestaltet haben – gemeinsam mit Millionen fleißiger Menschen in unserem Land.“