Im Namen des ADFC (Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club) Kreisverband Heinsberg e.V. darf ich Sie als Vertreter/innen der CDU Erkelenz auf unsere Umfrage im Vorfeld der Kommunalwahlen 2020 aufmerksam machen und ansprechen. Zurzeit befragen wir Kreisweit alle in den jeweiligen Stadt- bzw. Gemeinderäten vertretenden Fraktionen zu ihren Positionen bezüglich Mobilität. Uns als ADFC e.V. interessieren hier natürlich ins besondere ihre Positionen zum Thema Radinfrastruktur und Nahverkehr.

  1. Sichere Rad- bzw. Fußwege vs. Parkplätze im öffentlichen Raum, wie lösen Sie diesen häufig empfundenen Widerspruch?

    Grundsätzlich ist die Straße zum Fahren vorgesehen. Das gilt für Autos genauso wie für Fahrräder. Der ruhende Kfz-Verkehr ist am besten im privaten Bereich aufgehoben. Die Entscheidung Parkstreifen oder Radweg (Fußweg) stellt sich in Erkelenz eher selten. In Wohngebieten gilt allgemein Tempo 30 km/h oder es sind verkehrsberuhigte Bereiche (umgangssprachlich „Spielstraßen“) vorhanden. Hier findet der Radverkehr gleichberechtigt mit anderen Verkehrsteilnehmern statt. An klassifizierten Straßen mit Tempo 50 km/h sind separate Radverkehrsanlagen vorgesehen. Sollte es im Einzelfall nicht möglich sein ein separates Angebot für den Radverkehr anzubieten, sollte die zulässige Höchstgeschwindigkeit dort auf 30 km/h verringert werden. Hierauf werden wir zukünftig noch mehr achten.

  2. Der Unterschied zwischen Tempo 30 und Tempo 50 kann bei einem Unfall den Unterschied zwischen Unversehrtheit und schweren Verletzungen ausmachen. Wie stehen Sie dazu, zur Sicherung der Radfahrer und Fußgänger innerorts flächendeckend Tempo 30 einzuführen?

    Wie bereits ausgeführt, begrüßen wir die Verringerung der Höchstgeschwindigkeit auf 30 km/h überall dort, wo Mischverkehr auf der Fahrbahn ohne Radverkehrsanlage vorhanden ist. Wir würden es befürworten, wenn der Gesetzgeber den Straßenverkehrsbehörden die Möglichkeit zur Anordnung von Tempo 30 km/h Strecken noch weitergehender erleichtern würde.

  3. Ein Radwegenetz muss geplant, gebaut und unterhalten werden. Das kostet Geld und Personal! Welchen Beitrag pro Einwohner würden Sie im Haushalt für diese Aufgaben ansetzen?

    Erkelenz investiert bereits seit Jahren in den Radverkehr. Im Jahr 2020 werden beispielsweise allein 320.000 € für Abstellanlagen im öffentlichen Raum ausgegeben. Das macht umgerechnet auf die Einwohnerzahl pro Kopf ca. 7 € aus. In der kommenden Wahlperiode wird Erkelenz mehrere Radvorrangrouten planen und bauen, die ein Mehrfaches an Finanzmitteln erfordern. Ein starres Budget, nach Einwohnerzahl bemessen, wäre da eher hinderlich.

  4. In der öffentlichen Wahrnehmung wird das Fahrrad noch häufig als Freizeit- oder Sportgerät angesehen und als Verkehrsmittel unterschätzt. Mit welchen Maßnahmen wollen Sie in der Öffentlichkeit für das Fahrrad als Verkehrsmittel werben?

    Neben Fahrradfrühling, Stadtradeln und dem niederrheinischen Radwandertag nutzt Erkelenz auch die Angebote der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundliche Städte, Gemeinden und Kreise in NRW e.V. um das Thema Radverkehr zu bewerben. Die Werbung fürs Fahrradfahren sollte am besten im Verbund mit anderen Städten erfolgen, um mehr Aufmerksamkeit in der Bevölkerung zu erlangen. Unter anderem plant die AGFS eine Kampagne zum Thema Parken. Hieran wird sich die Stadt beteiligen. Dabei geht es einerseits um das Verhindern von Parken auf Radwegen aber auch das oben bereits angesprochene Thema der Schaffung von Radverkehrsanlagen durch Beseitigung von Straßenparkern und Bau von Quartiersgaragen und anderen Parkmöglichkeiten außerhalb des Straßenraums (Stichwort Lastenräder).

  5. Ein steigendes Problem ist das Aufkommen von so genannten Elterntaxis vor Schulen und Kindergärten. Wie stehen Sie zu diesem Thema und wie würden Sie dieses Problem lösen?

    Die CDU sieht die Elterntaxen sehr kritisch. Im Rahmen der Umgestaltung der Innenstadt (Erkelenz2030) haben wir beispielsweise vorgeschlagen den Durchgangsverkehr auf dem Zehnthofweg zu unterbinden, in dem man ihn von der Westpromenade abkoppelt.
    Elterntaxen sollten nicht direkt bis vor die Schule fahren sondern an extra dafür eingerichteten Stellen im Straßenraum eine Gelegenheit finden die Kinder auf einem sicheren Schul–(Fuß-)weg abzusetzen.

  6. Wie zufrieden sind Sie mit der Fahrradinfrastruktur in der Gemeinde Erkelenz? Was ist gut? Was muss noch dringend verbessert werden.

    In Erkelenz ist das Fahrrad ein anerkanntes Verkehrsmittel. In unserer Stadt der kurzen Wege ist die Erreichbarkeit von den unterschiedlichsten Zielen mit dem Fahrrad sehr gut möglich. Gegenseitige Rücksichtnahme ist das Gebot der Stunde, dies umfasst die Fußgängerzone genauso wie die Wirtschaftswege und Straßen. Eine Kampagne zur Rücksichtnahme in der Fußgängerzone haben wir im letzten Jahr gestartet, die weiteren Bereiche sollten zukünftig folgen.

    Nichts ist so gut, dass es nicht verbessert werden könnte. Für die Nahmobilität sieht die CDU u.a. folgenden Bedarf:

    – Gemeinsamer Fuß-/Radweg an der K 28 vom Ortsausgang Gerderath nach Kleingladbach
    – Gemeinsamer Fuß-/Radweg an der L 19 vom Ortsausgang Kückhoven bis Ortseingang Erkelenz (in Umsetzung)
    – Moderne, zertifizierte Fahrradabstellanlagen (teilweise überdacht) an zentralen Stellen im öffentlichen Verkehrsraum in der Innenstadt und in den Dörfern
    – Bordsteinabsenkungen und barrierefreie Kreuzungsausgestaltungen im gesamten klassifizierten Straßennetz sowie an Hauptverkehrsstraßen in städtischer Baulast
    – Unterbindung des KFZ-Verkehrs in der Fußgängerzone außerhalb der Lieferzeiten
    – Sanierung oder Ersatz der Fußgängerunterführung am Nordende des Bahnhofs
    – Radvorrangrouten von den Dörfern radial auf die Innenstadt zulaufend
    – Einrichtung von Fahrradstraßen (zum Beispiel Zehnthofweg)
    – Schutzstreifen auf der Roermonder Straße / Venloer Straße Fahrtrichtung stadtauswärts bis zur Querungshilfe
    – Rad-/Gehweg entlang des zukünftigen Tagebaurandes (im Zuge des grünen Rings) inkl. einer guten Erreichbarkeit von den umliegenden Dörfern und der Innenstadt.