Demografischer Wandel, geändertes Verbraucherverhalten, technologische Neuerungen und Digitalisierung – die Strukturen des Einzelhandels und der Innenstädte verändern sich gravierend. Leerstände und die Schließung der letzten Geschäfte in den Dörfern sind sichtbare Folgen.

Diese Entwicklungen stellen uns vor neue Herausforderungen. Im Zusammenspiel mit pulsierenden Dörfern spiegelt sich die Lebendigkeit und Identität einer Stadt in der Attraktivität ihres Zentrums wider. Wir wollen ein breites Angebot mit Dienstleistungs-, Gastronomie- und Freizeitangeboten. Die Entwicklung einer eigenen „Marke Erkelenz“ muss dabei Hand in Hand mit einem unverwechselbaren „Image“ gehen.

Nahversorgung und Einzelhandel

Der Handel entwickelt sich ständig fort. Wir setzen uns für die Etablierung einer Zentralversorung mit flexibler, zukunftsträchtiger Struktur ein. Gehobene Gastronomie und weitere Fachmärkte könnten ebenso das Image von Erkelenz stärken wie ein Vollsortimenter im Bereich der Kölner Straße/Bahnhof. Auch andere Entwicklungen (z.B. Franchisekonzepte) könnten den guten inhabergeführten Einzelhandel in Erkelenz ergänzen.

Das Einzelhandels- und Zentrenkonzept von 2007/2011 muss vor dem Hintergrund aktueller Herausforderungen aktualisiert werden. Insbesondere der vermeintliche Schutz der Innenstadt durch die enge Definition der „zentrenrelevanten Sortimente“ sollte überprüft werden. Im engen Austausch mit der Landesplanung und den Nachbarstädten wollen wir eine gesunde und maßvolle Entwicklung im Bereich des großflächigen Einzelhandels außerhalb der Innenstadt ermöglichen. Vor dem Hintergrund von Kaufkraft- und Baulandentwicklung sehen wir hier noch viel Potenzial.

Gerderath, Kückhoven und Lövenich als Siedlungsschwerpunkte sind groß genug, um Vollsortimenter bzw. Filialisten (Discounter) anzuziehen oder zu halten. In Gerderath fehlen momentan z.B. noch ein Getränke- und ein Drogeriemarkt.

In weiteren Dörfern wie Schwanenberg, Hetzerath, Golkrath, Holzweiler, Keyenberg (neu) etc. gäbe es vielleicht Potenzial für ehrenamtlich betriebene „Dorfläden“ oder ähnliche Konzepte. Wir wollen städtische Fördermöglichkeiten mit den örtlichen Ansprechpartnern in alle Richtungen überprüfen. Lieferdienste waren schon vor dem Coronavirus im Aufwind.

Umsetzung des Konzeptes „Erkelenz 2030“

Wir wollen Erkelenz langfristig gestalten und setzen dafür auf einen strukturierten Prozess mit klaren Zielen. Die bisherigen Zwischenergebnisse und Leitziele lassen aufhorchen und sind für uns Handlungsmotive für die nächsten Jahre.

Leider hatten sich viele lokale Meinungen in der Vergangenheit immer weiter manifestiert, Diskussionen über die Zukunft der Innenstadt drehten sich im Kreis.

Von Erkelenz 2030 soll jetzt ein klares Aufbruchssignal ausgehen, das uns auf die kommenden Herausforderungen vorbereitet. Die Betreuung durch ein unabhängiges Unternehmen mit viel Erfahrung aus anderen Kommunen und eine umfangreiche Bürgerbeteiligung ermöglichen uns neue Ansätze und alternative Blickwinkel auf die Entwicklung unserer Stadt.

Nach der Festlegung der Handlungsschwerpunkte 2019 werden wir die Realisierung der Maßnahmen über einen Zeitraum von acht bis zehn Jahren begleiten und dabei immer wieder die Meinungen der Bürgerinnen und Bürger einbeziehen.

Wichtige Ziele von Erkelenz 2030:

Eigene Identität und Profilierung unserer wunderschönen Plätze

Bewahrung und Stärkung der Identität unserer Innenstadt, ihrer öffentlichen Plätze und Grünanlagen sind die Leitlinien der Diskussion. Wir wollen den besonderen Charakter der einzelnen Bereiche herausarbeiten und dabei ein einheitliches Erscheinungsbild der Innenstadt schaffen.

Fließender Verkehr

Wir glauben, dass der nichtmotorisierte Verkehr und gemeinschaftlich nutzbare Angebote (zum Beispiel ÖPNV, Car- und Bike-Sharing etc.) in Erkelenz noch mehr Potential haben. Dies wollen wir durch intelligente Anreize statt Verbote erreichen! Die Entschärfung von Konfliktzonen und Vermeidung von überflüssigem Verkehr, insbesondere des Parksuchverkehrs in der Innenstadt, sind dabei essentiell – Ziel ist eine erhöhte Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer.

Durch den Funktionsverlust der „Rendezvous-Bushaltestelle Kölner Tor“ sehen wir großes Potenzial für eine städtebauliche Aufwertung der Kölner Straße. Hier setzen wir uns dafür ein, dass der Bereich ohne „Denkverbote“ diskutiert und perspektivisch überarbeitet werden kann.

Ruhender Verkehr

Den ruhenden Verkehr wollen wir neu ordnen sowie einfache und intuitive Bewirtschaftungsgrundsätze (zum Beispiel durch die konsequente Nutzung von „Smart Parking“) einführen. In der Folge könnten wir bestehende Parkgebühren an einigen Stellen komplett abschaffen. Größeren Parkierungsanlagen sollen den Vorzug vor kleineren Flächen haben. Von zusätzlichen Parkplätzen für Mitarbeiter von Verwaltung, Schulen und Gewerbe, zum Beispiel in Form einer neuen Tiefgarage an den Promenaden, versprechen wir uns (in Verbindung mit einer Mobilstation)eine deutliche Reduzierung des vorhandenen Parksuchverkehrs.

Franziskanerplatz und Ziegelweiherpark

Wir wollen beide Orte in ihrem Profil stärken! Der Franziskanerplatz ist nur unzureichend an die Stadthalle angebunden. Hier haben wir viele Ideen, wie der Platz attraktiver gestaltet und aufgewertet werden könnte, zum Beispiel durch das “Element Wasser”. Denkbar ist auch die Installation einer festen Außenbühne für kulturelle Veranstaltungen. Dabei wollen wir Synergien mit der Stadthalle und bestehender Gastronomie nutzen.

Der Ziegelweiherpark wird aktuell „unter Wert“ genutzt. Die verbesserte Erreichbar- und Erlebbarkeit sowie Inszenierung des Weihers sind lohnenswerte Ziele. So ist ein Rundweg um den Ziegelweiher aktuell nicht möglich, dies wollen wir ändern. Ein gastronomisches Angebot, zum Beispiel mit Ruderboot-Ausleihstelle etc. wäre ein wünschenswerter Baustein. Auch hier regen wir die Betrachtung des gesamten Areals an. Können weitere Nutzungen, zum Beispiel ein Wohnmobilstellplatz oder ein spezieller Themenpark im Bereich des sanften Tourismus, sinnvoll gekoppelt werden? Wir wollen den Ziegelweiherpark besser an die Innenstadt und die umliegenden Grüngürtel, sowie im Rahmen einer Freiraumplanung an die Dörfer anbinden.

Markt und Johannismarkt

Der Markt verdient als Herz der Stadt natürlich besondere Beachtung. Mehr Aufenthaltsqualität, eine bessere Nutzung der Arkaden, die Förderung des Marktes als Ort der barrierefreien Begegnung und Kommunikation sowie Synergieeffekte „Märkte / Gastronomie“ sind für uns die entscheidenden Kriterien in einer städtebauliche Neuordnung. Die Umgestaltung sollte unbedingt die gesamte Fläche in den Blick nehmen. Bei diesen Entwicklungen geht es nicht um eine Entscheidung „für oder gegen Parkplätze“, sondern um eine attraktive Innenstadt mit Perspektive.

Der Johannismarkt funktioniert zum jetzigen Zeitpunkt schon sehr gut. Punktuelle Verbesserungen sieht Erkelenz 2030 zum Beispiel in attraktiven, generationengerechten Sitzbereichen sowie in der Prüfung einer Erweiterung der Fläche bis zur Kirche. Diese Ansätze in Kombination mit der Wiederholung des Elementes „Wasser“ und die Aufwertung des Stadtwappens unterstützen wir gerne.

Stadtmarketing neu justieren

Wir wollen den Auftritt der Stadt modernisieren! Aus unserer Sicht müssen die Vorzüge unserer Heimatstadt deutlicher herausgestellt werden – Erkelenz präsentiert sich unter Wert! Aufgrund unserer Initiative hat der Rat der Stadt die konzeptionelle Neuaufstellung der städtischen Marketingarbeit beschlossen. Die Agentur CIMA Beratung und Management GmbH untersuchte daraufhin die Potenziale und das Image unserer Stadt. Zur Bestandsaufnahme wurde 2018 das Meinungsbild von 600 Bürgerinnen und Bürgern abgefragt und 14 Expertengespräche mit verschiedenen Akteuren geführt. Zur Analyse der eigenen Position im Städtewettbewerb sollte ein Markenkern definiert und Handlungskatalog entwickelt werden.

„Erkelenz erleben“ – Kultur, Genuss und Handel stärken

In den vergangenen Jahren haben wir vieles auf den Weg gebracht. Die Stadthalle sowie die Leonhardskapelle, Burg und Altes Rathaus werden gut angenommen und sind in der Kulturszene fest positioniert. Die Barrierefreiheit wollen wir in den nächsten Jahren weiter vorantreiben. Zudem sehen wir eine stärkere Verzahnung von Kulturarbeit und Stadtmarketing als geboten an. Auch die Vernetzung mit den Vereinen – ob in der Innenstadt oder den Dörfern – bietet unglaublich viel Potenzial.

Die Befragung „Vitale Innenstädte 2014“ zeigt eine Orientierung auswärtiger Besucher auf Erkelenz. Viele lokale Veranstaltungen haben eine besondere Anziehungskraft über unsere Stadtgrenzen hinaus. Diese Konzepte wollen wir weiterhin unterstützen und mit den lokalen Partnern perspektivisch entwickeln.

In den Dörfern sind Mehrzweckhallen für das Vereinsleben und soziale Miteinander unverzichtbar. Ihre Ausstattung ist weitestgehend gut. Wo aktuell noch Missstände sind, werden wir umfangreich modernisieren oder neu bauen. Dabei liegen vor allem Kückhoven, Holzweiler, perspektivisch auch Venrath/ Kaulhausen sowie die Umsiedlungsstandorte Keyenberg, Kuckum, Unter-/Oberwestrich und Berverath im Fokus.

Zukunft lässt sich nur zusammen machen 

Erkelenz ist im ländlichen Raum gut positioniert. Damit dies so bleibt, ist uns das ausgewogene Zusammenspiel zwischen Dörfern und Innenstadt besonders wichtig. Während die Innenstadt über „Erkelenz 2030“ neu positioniert wird, haben wir auch in unseren Dörfern ähnliche Initiativen unterstützt. In Venrath/Kaulhausen und in Holzweiler sind in den letzten Jahren eigene Dorfentwicklungskonzepte erarbeitet worden, deren Umsetzung wir weiter im Blick haben und begleiten.

Aber auch andere Dörfer wie zum Beispiel Hetzerath oder Kückhoven machen sich mit hohem bürgerschaftlichem Engagement auf den Weg und arbeiten strukturiert an ihren Zukunftskonzepten. Voraussetzung für jede Veränderung ist immer eine ausreichende finanzielle Ausstattung. Über spezielle Beratungsangebote möchten wir uns gemeinsam auf externe Fördergelder bewerben. Wo noch keine externe Förderung existiert, sind zum Beispiel städtische Fonds denkbar, die eine schnelle Umsetzung ermöglichen.